Viktor Kirsanov
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Auf den Tod der Philosophie
Es gibt keine
Bewegung, sagte ein bärtiger Weiser.
Der andere schwieg und begann vor ihm zu gehen.
(Puschkin)
Seitdem die Welt steht hat die Liebe an Weisheit (Philosophie) der Menschheit voller Ergebenheit gedient. Ihre Quellen liegen nicht im antiken Griechenland, nicht im archaischen Ägypten, nicht in der Barbarei, sondern in ihrer Urtümlichkeit. Die Philosophie förderte den Menschen bei der Aneignung der Welt um ihn herum noch in den fernen Zeiten, wenn er Flamme und Grabstock aneignete. Der Eintritt des Menschen auf den Schauplatz der Geschichte ist ein Ergebnis davon, dass er allerhöchste, für ihn umgebende Tiere nicht erreichbare Liebe an Weisheit zeigte. Und jetzt, sagt man, ist sie gestorben.
Warum? Wohl deswegen, dass die Philosophie in den letzten vierhundert Jahren zu "Ich" des Menschen, deren Existenz seinem Wesen vorangeht, zusammengeführt wurde. Kein Wunder, dass er, wenn er auf der Grenze zwischen Leben und Tod stand, beim Sterben den Gedanken über den Tod der Philosophie geboren hat.
Zu sagen, dass die Nachricht über Tod der Philosophie überrascht hat, bedeutet sich zu verstellen, weil nur ein Blinder nicht sehen konnte, dass sie in den letzten 150 Jahren wegen dem tiefen Niedergang und der Erschöpfung ihres Begriffsapparats, die von Verdrehungen der любомудров, die bei Verbreitern der Dummheit am Platz waren, ununterbrochen ablebte. Es ist gut, dass die Bezeichnungen irgendwie erhalten geblieben sind: Verfasstheit, Entität, Stoff, Bewusstsein, Zeit u. a. Was den Inhalt anbetrifft, so ist ein volles Aus da. Ohne zu vermögen, ihr Wesen zu verstehen, hat ein Teil von Philosophen leeres Stroh mit gesenktem Blick gedrescht, der andere Teil hat, wie der Fuchs aus der Fabel von Äsop, ausgeklügelt seine Impotenz anerkennend auf ihre klassische Bestimmung verzichtet und mit einer neuen befüllt. Selbstverständlich unter dem passenden Vorwand der Notwendigkeit ihrer Entwicklung, wie Heidegger dies machte:
„Die Frage über Daseinssinn ist zu stellen…
Die Frage über Daseinssinn ist zu stellen. Damit stehen wir vor einer Notwendigkeit, die Daseinsfrage unter dem Aspekt der angeführten strukturellen Momente zu analysieren…
Die Frage über Daseinssinn ist nicht erledigt sowie befriedigend gestellt und geriet außerdem bei dem Interesse für „Metaphysik“ in Vergessenheit…
Es ist die Frage zu stellen, ob es während der Geschichte der Ontologie eine Interpretation des Daseins überhaupt gab“.[1]
Dem Spruch folgt ein Tanz mit Schamanentrommel:
„Wissenschaften wie Bilder des menschlichen Verhaltens haben eine Weise des Daseins des Seienden (Menschen). Wir begreifen dieses Seiende als Beisein terminologisch…
Das Beisein ist Seiendes, für das es sich in seinem Dasein um dieses Dasein selbst handelt. Dieses „handelt sich um…“ wurde in dieser seinsmäßigen Struktur des Verständnisses als selbstkonzipierendes Dasein zu seinem Fähigkeit zu sein klar. Die Letztere ist es, wofür das Beisein immer ist, wie es ist. Das Beisein in seinem ständigen Dasein verglich sich selbst schon mit der Möglichkeit von sich selbst. Für seine Fähigkeit und damit für die Möglichkeit des Eigens und Nichteigens selbst daseinsfrei zu sein zeigt sich selbst in einer ursprünglichen, spontanen Konkretheit im Schreck. Aber das Dasein sagt jedoch über seine Fähigkeit zu sein ontologisch: Das Beisein in seinem Dasein ist schon immer vor sich selbst.
Das Beisein „ergreift über sich selbst“ schon immer nicht als Verhalten zu einem anderen Seienden, wie es auch immer sei, sondern als Dasein zur Fähigkeit zu sein, wie es selbst ist. Wir begreifen diese seinsmäßige Struktur des wesenhaften „es handelt sich Um…“ als Vor-Sich-Selbst-Dasein des Beiseins.
Diese Struktur berührt wieder den ganzen Aufbau des Beiseins. Das Vor-Sich-Selbst-Dasein bedeutet nicht eine Art isolierte Tendenz in einem „Subjekt“ ohne Welt, sondern charakterisiert das In-Der-Welt-Dasein. Zum Letzteren gehört es denn, dass es sich selbst anvertraut in eine gewisse Welt schon immer geworfen ist. Das Beisein für sich selbst zu behalten zeigt sich selbst ursprünglich konkret im Schreck. Das Vor-Sich-Selbst-Dasein bedeutet das völliger begriffene Schon-Im-Dasein-In-Einer-Gewissen-Welt-Vor-Sich-Selbst“.[2]
Stirner mit seinem „Ich“ stinkt ab, indem er sieht, wie seine Sache wirbelt, die von ihm auf „Nichts“ gebaut ist, wie sich seine Schüler vermehren, in deren Äußerungen (entsprechend seinem Bekenntnis in Bezug auf seine Äußerungen):
„… das Wort mit dem Verschwinden des Begriffs selbst seinen Sinn verliert“.[3]
Und das ist dann, als die ausgebeutete Klasse erstmals seit Bestehen der Menschheit im ganzen Inland über die Ausbeuterklasse den Sieg gewann und damit erfolgreich begann, eine gerechte Gesellschaft zu bauen, indem sie sich auf die damals moderne Lehre des Marxismus häufig stützte, in der es sich unter anderem um die primäre Voraussetzung des Daseins und des Bewusstseins handelte. Heidegger steht mit wissenschaftlicher Blindheit, Taubheit, Vergesslichkeit, mit dem Wunsch, von Grund auf neu zu starten, nicht allein, diese Absicht ist immer unwissenschaftlich und in der Regel schmutzig. Die Richtigkeit dieser Behauptung wird durch die Beichte eines der Mitglieder des Bestattungsteams bestätigt:
„Sie alle das heißt Wittgenstein, Heidegger und Dewey sowie Husserls, Sartres und andere, füge ich, V. K., hinzu, waren damit einverstanden, dass man auf den Begriff der Erkenntnis als genaue Repräsentation, die durch spezielle mentale Prozesse möglich und durch allgemeine Repräsentationstheorie begreifbar ist, verzichten sollte. Aus dem Blickwinkel aller drei sind die Begriffe von „Gründen der Kenntnisse“ und Philosophie, die sich um den kartesianischen Versuch dreht, einem epistemologischen Skeptiker zu antworten, zu verwerfen. Weiter verzichten sie auf den Begriff des „Verstandes“, der für Descartes, Locke und Kant als spezieller Forschungsgegenstand gemeinsam ist, der Elemente oder Prozesse enthält, die die Erkenntnis ermöglichen. Das bedeutet nicht, dass sie alternative „Erkenntnistheorien“ oder „Verstandsphilosophien“ haben. Sie verwerfen Epistemologie und Metaphysik als Fächer überhaupt. Ich sage „verwerfen“, sondern nicht „wenden gegen ein“, weil ihre Position in Bezug auf traditionelle Probleme der Position der Philosophen des 17. Jahrhunderts im Sinne der scholastischen Problematik ähnlich ist. Sie setzen nichts daran, in den Arbeiten ihrer Vorgänger falsche Sätze oder schlechte Argumente zu entdecken, (obwohl sie von Zeit zu Zeit auch das tun). Sie sehen eher die Möglichkeit solcher Formen des Geisteslebens voraus, in denen der aus dem 17. Jahrhundert ererbte Wortschatz philosophischer Reflexionen gleichermaßen grundlos zu sein scheint, wie der Wortschatz des 13. Jahrhunderts der Aufklärung geschienen hat. Um die Möglichkeit der nachkantschen Kultur zu behaupten, die kein umfassendes Fach hat, das andere Fächer legitim macht oder dafür Grundlagen schafft, gibt es keine Notwendigkeit, gegen die kantsche Doktrin zu argumentieren. Wenigstens ist es nicht in höherem Grad als im Falle der Kultur, in der die Religion entweder nicht existiert oder mit Wissenschaft oder Politik keinen Zusammenhang hat, gegen die Behauptung von Akwinskij zu argumentieren, dass die Existenz des Gottes naturgemäß bewiesen werden kann. Wittgenstein, Heidegger und Dewey führten uns zur Periode der „revolutionären“ Philosophie (im kuhnschen Sinne der „revolutionären“ Wissenschaft), indem sie neue Karten des Territoriums (und zwar das ganze Panorama der menschlichen Tätigkeit) boten, die einfach keine Eigenschaften einschließen, die in der Vergangenheit dominiert haben.
Das Ziel des Buches besteht darin, das Vertrauen des Lesers zum „Verstand“ als etwas, worüber man eine „philosophische“ Ansicht haben muss, zur „Erkenntnis“ als etwas, worüber eine „Theorie“ sein kann, und was „Grundlagen“ hat, sowie zur „Philosophie“ zu verletzen, wie sie seit Kants Zeiten wahrgenommen worden ist.
…
Ich stelle mir Wittgenstein, Heidegger und Dewey (Husserl, Sartre und andere, füge ich, V. K., hinzu) wie Philosophen vor, deren Ziel in der Belehrung bestanden hat, um ihren Lesern oder der Gesellschaft insgesamt zu helfen, mit veralteten Wortschätzen und Ansätzen zu brechen, sondern keine „Grundlagen“ für die Einfühlungsgaben und Bräuche der Gegenwart zu sichern“.[4]
Von Daseinsphilosophie zu Lebensphilosophie, von Lebensphilosophie zu Existenzphilosophie, von Existenzphilosophie zu Todesphilosophie ist ein natürliches Ergebnis des Aussterbens der Philosophie. In den letzten Jahren begann sie sich wegen des übermäßigen Schwächlichwerdens und Verfallens, ohne Angst vor diesem Wort zu haben, von Narrativ zu Sprache und Hand zu entfernen. Das ist unglaublich, aber wahr: Der Sieg der Vernunft wurde in kurzer Zeit (im historischen Vergleich) durch Ruhe ersetzt, lebendige Gedanken wurden mit Totwasser besprengt.
Die Philosophie bewegte noch gestern den Fortschritt der Menschheit als Wissenschaft der Wissenschaften:
„Die ganze Philosophie, schrieb Descartes 1647, sei einem Baum ähnlich, dessen Wurzeln Metaphysik, Stamm Physik und von diesem Stamm ausgehende Zweige alle übrigen Wissenschaften seien, die auf drei wichtigste wie Medizin, Mechanik und Ethik hinausliefen“.[5]
Auch Hegel vertrat einen ähnlichen Standpunkt, indem er in der Philosophie nicht nur den Mittelpunkt aller Wissenschaften, sondern auch aller Wahrheit sah, worüber er sich in der von ihm gehaltenen Rede bei der Eröffnung der Lesungen in Berlin am 22. Oktober 1818 deutlich äußerte:
„An der hiesigen Universität, an dieser zentralen Universität des Landes ist sich die Wissenschaft, die das Zentrum der ganzen geistigen Kultur, aller Wissenschaften und aller Wahrheit bildet, das heißt Philosophie auch wahr zurechtzufinden und die größte Pflege zu genießen“.[6]
Er erwähnte dabei schon fast zweihundert Jahre später nach Descartes das Anwachsen der Antiphilosophie:
„Er sagte: Wir werden bei der Betrachtung der Geschichte der Philosophie sehen, dass Philosophie in anderen europäischen Ländern, in denen man sich eifrig wissenschaftlich betätigt und mit der Vervollkommnung des Geistes beschäftigt und diese Beschäftigungen Achtung genießen, mit Ausnahme des Namens dermaßen verschwand, dass keine Erinnerung daran, keine dunkle Vorstellung über ihr Wesen sogar blieb; wir werden sehen, dass sie nur bei dem deutschen Volk als seine gewisse Besonderheit erhalten blieb“.[7]
Was war, sahen Großväter; was wurde, sehen Enkel. Heute haben auch Deutsche sogar keine dunkle Vorstellung über das Wesen der Philosophie. Ihr praktischer Sinn fand sich auch hier. Sie leiteten die Antiphilosophie, ohne ihr widerstehen zu „können“. So erwähnte Swassjan in der von ihm am 25. Mai 2005 an der Moskauer Universität im Rahmen des 4. Russischen philosophischen Kongresses gehaltenen Vorlesung:
„Es gibt äußere Merkmale (Symptome), nach denen der Tod der Philosophie mit nicht geringerer Zuverlässigkeit als jeder beliebiger Tod konstatiert wird. Es wäre am besten, diese Merkmale an deutschen Beispielen zu suchen, indem man glaubt, wenn der Fisch vom Kopf her stinkt, wo außer Deutschland die Philosophie denn stinken sollte! Man wird die Themenpläne und Programme deutscher Universitäten in Philosophie einfach durchblättern müssen, um zu verstehen, worum es geht. Das Einzige, was hier an die Philosophie erinnert, ist eine Buntheit der sporadischen und mehr auf Originalität als auf Objektivität orientierten geschichtsphilosophischen Kompilationen, in denen zum Beispiel Platon mit Wittgenstein und Sartre mit Grigorij Nisskij benachbart sind. Man könnte nur im Affekt oder Wahnsinn Sonstiges als Philosophie nennen. Es ist zum Beispiel ein solcher Blockbuster: „Text-Körper-Abklatsch-Sexualität-Gewalt“. Ich schlug einmal an einer Universität die raffiniertere Variante wie „Text-Körper-hyperkomplexe Zahlen-Phallos-Lacan“ vor und das Projekt wurde nicht ohne Begeisterung obwohl mit etwas Skepsis empfangen (Kollegen zweifelten offensichtlich an meiner Fähigkeit, das Thema zu bewältigen)“.[8]
Es ist bemerkenswert, dass Swassjan nicht nur durch eine schreckliche Situation in der Philosophie, die er als unbeteiligter Zuschauer konstatiert, sondern auch durch etwas Skepsis der Kollegen in Bezug auf seine Fähigkeit, das Thema „Text-Körper-hyperkomplexe Zahlen-Phallos-Lacan“ zu bewältigen, bedrückt ist, indem er über den Tod der Philosophie redet. Ich kann meinerseits als Zeichen des Trostes von Swassjan sagen, dass ich nach der Bekanntschaft mit seinem obengenannten Werk an seiner Fähigkeit nicht im Geringsten zweifle. Ich erkläre an Eides statt noch mehr, dass sein Potential viel höher ist und er das genannte Thema leicht potenzieren kann. Es ist gleichviel in dieser traurigen Stunde nicht zur Enthüllung von Swassjan.
Wir werden jedoch fortsetzen.
Das Bewusstsein der wachsenden Herrschaft des Menschen über die Natur, der mit Mathematik, Physik und anderen Wissenschaften bewaffnet ist, führte zu Wissenschaftshosianna und Philosophielästerungen. Die Bombenerfolge der Naturwissenschaft der Neuzeit bei dem relativen Stillstand in der Philosophie hatten zur Folge das Glauben des Menschen an die Möglichkeit, ausschließlich durch den Fortschritt der Wissenschaft Wohlergehen zu erreichen. Das Wesentliche der Neuzeit ist zugleich nicht Erhöhung der Produktivkräfte, Entwicklung der Wissenschaft und Generieren neuer Kenntnisse (darunter auch in der Philosophie), sondern eine neue Menschenformung. Die Geschichte der Neuzeit ist die Geschichte der zwei verbundenen Epochen in der Menschheitsgeschichte, das sind Renaissance und Aufklärung. Beide sind antifeudal. Es ist nicht im Sinne, dass ihre Vertreter gegen eine niedrige Zahl von Sensen, Sicheln und sonstigen Inventaren, gegen eine falsch zusammengerechnete Zahl der Sterne am Himmel oder eine falscher Theorie der Rotation der Himmelskörper sprachen, sondern im Sinne, dass ihre Vertreter für den Umsturz der philosophischen, religiösen und politischen Autoritäten eintraten, die dem erhöhten gesellschaftlichen Bewusstsein seiner Zeit nicht entsprachen. Das Leitmotiv der beiden ist eine soziale Umgestaltung der Gesellschaft aufgrund des von ihr erreichten Wissensstandes. Das heißt allgemeine, sondern nicht nur wissenschaftliche Kenntnisse. Wissenschaftliche Kenntnisse als Teil vom Ganzen, Einheit des universellen Wissens der Gesellschaft wie zum Beispiel durch die Kunst erworben ist nur eines der Instrumente für die Beherrschung der Welt.
Der Glaube an die Erreichung des Wohlstands ausschließlich durch den Fortschritt der Wissenschaft entphilosophiert den Menschen. Die Bezugnahmen auf Kopernikus, Kepler, Galilei, Newton usw. sind banausisch, weil die von ihnen gemachten Entdeckungen und Erfindungen keine privaten Früchte der Freizeit ihres Verstands und ihrer Fantasie sind, sie basieren sich auf dem Erreichten oder sind einfach die Krönungen ihrer Integration der Kenntnisse der Vergangenheit und Gegenwart (wie im Fall mit dem heliozentrischen System).
Und was ist heute? Heute abzüglich einzelner Gedanken zugunsten der Philosophie wie
„Obwohl die ausgearbeitete Philosophie mit den Wissenschaften auch verbunden ist, setzt sie die Wissenschaften in dem Entwicklungsstand voraus, den sie in einer bestimmten Epoche erreicht haben, bekommt jedoch aus einer anderen Quelle ihren Sinn. Sie erscheint vor jeder Wissenschaft dort, wo der Mensch aufwächst“.[9]
die mehr einer Eingebung folgend formuliert werden, dessen Unterpfand eine brennende Sehnsucht ihrer Autoren sei, das Gesagte zu deverschleiern, so vermehren sich und erstarken die Stimmen der Gegner der Philosophie. Vereinzelte Offenbarungen versinken im Strom von Lügenmärchen, Abirrungen und vorsätzlichen Verzerrungen. Wie einige behaupten, haben die Metastasen der Antiphilosophie schon zum Untergang der Philosophie geführt.
Wovon geht man aus, was liegt der Feststellung des Todes der Philosophie zugrunde?
1. Eigenständigkeit der Wissenschaft.
Es ist der wahnhafteste Standpunkt, was den auch aktuell macht.
Das Hauptargument der Eigenständigkeit der Wissenschaft: Die Philosophie ging in der Wissenschaft auf. Mathematik, Physik und sonstige Wissenschaften vernichteten angeblich die Philosophie, nachdem sie diese verlassen hatten, wie die Teile einer gespaltenen Konstruktion das Ganze vernichten. Das ist mit der Anerkennung des Todes der Wissenschaft selbst gleichbedeutend, denn ihre Abgeschlossenheit wird deklariert. In Wirklichkeit ist die Wissenschaft von der Philosophie wie Bagel von einem Loch unabtrennbar. Die Geburt der Wissenschaft durch die Philosophie bedeutet keine Bindungsspaltung dazwischen. Die Philosophie wird infolge der Konzentration des Wissens im einen oder anderen Bereich ihrer Forschung schwanger. Indem die Philosophie die Wissenschaft zur Welt bringt, pachtet sie der alle Spezialien dieses Wissensbereiches und befreit sich damit von der Notwendigkeit, der „Nebensächlichkeit“ Aufmerksamkeit zu schenken. Das ist erstens.
Zweitens, da und nur da die Wissenschaft inmitten der Philosophie existiert, ist sie weder durch die Feststellung der sozialen Bedeutung ihrer Ergebnisse noch durch die Schätzung deren Verwendung belastet. Es beunruhigt die Wissenschaft nicht und fällt nicht in ihre Kompetenz, ob die eine oder die andere wissenschaftliche Erkenntnis zum Wohl oder zum Schaden der Menschheit ist, und ob man sie (nicht) verwenden muss.
Weiter zitiere ich zwei Aussagen von Hegel, um kein Rad neu zu erfinden und die Haltlosigkeit der Apologeten der Eigenständigkeit der Wissenschaft weiter zu beweisen. Die erste:
„In Bezug auf die erste abstrakte Allgemeinheit des Denkens ist die Behauptung richtig und gründlich, dass die Philosophie der Erfahrung ihre Entwicklung zu verdanken hat. Empirische Wissenschaften gehen einerseits nicht auf die Beobachtung einzelner Phänomene ein, sondern ziehen der Philosophie entgegen und bearbeiten mittels des Gedankens das Material, indem sie universale Definitionen, Geburten und Gesetze suchen, sie bereiten auf solche Weise den Inhalt des Besonderen darauf vor, in die Philosophie einzuschließen. Andererseits treiben sie das Denken selbst, zu diesen konkreten Definitionen überzugehen. Indem das Denken den Inhalt der empirischen Wissenschaften wahrnimmt und die dem eigene Form von Unmittelbarkeit und Gegebenheit entfernt, ist es damit die Entwicklung des Denkens aus sich selbst. Die also den empirischen Wissenschaften ihre Entwicklung verdankte Philosophie gibt deren Inhalt die wesentlichste Form der Freiheit des Denkens (apriorische Form) und Glaubwürdigkeit an, die auf der Kenntnis der Notwendigkeit basiert, die sie statt der Überzeugungskraft von Vorgefundenem und Erfahrungstatsachen stellt, damit sich die Tatsache in die Darstellung und Illustration der ursprünglichen und ganz selbständigen Tätigkeit des Denkens verwandelt“.[10]
Die zweite:
„Die Mangelhaftigkeit der physikalischen Definitionen des Denkens kann man auf zwei aufs engste zusammenhängende Punkte zurückführen: a) erstens ist Allgemeines in Physik abstrakt oder anders gesagt nur formal; dieses Allgemeine hat nicht in sich selbst seine Definition und geht zu keiner Besonderheit über; b) zweitens ist der besondere Inhalt in Physik dadurch außerhalb des Allgemeinen und also gespalten, zerklüftet, vereinzelt, zerstreut, hat in sich selbst keine notwendige Verbindung und darum nur einen endlichen Charakter. Wenn wir zum Beispiel vor uns eine Blume haben, so bemerkt der Verstand ihre einzelnen vereinzelten Eigenschaften; Chemie zerreißt die Blume und analysiert sie. Wir unterscheiden also Farbe, Form der Blätter, Zitronensäure, ätherisches Öl, Kohlenstoff, Wasserstoff usw. und dann sagen wir, dass die Blume aus all diesen Teilen besteht.
Chemie ist auf die Analyse der Natur
wie zum Lachen stolz, ist aber der Erfolg durchschlagend?
Der ganze Gegenstand ist darin aufgeteilt,
zum Unglück hat er keine geistige Verbundenheit.
So sagt Goethe. Aber der Geist kann nicht auf solche rationale Reflexion eingehen und er hat zwei Wege, um weiter als sie zu gehen. a) Aufgeschlossener, freier Verstand empfindet in der Natur Leben und allgemeine Verbindung, indem er sie mit wachem Interesse betrachtet, wie wir das bei Goethe oft treffen. Er fühlt in dem Weltall ein gewisses organisches, volles und angemessenes Ganzes. Und genau so empfindet er in einigen Lebewesen die in ihnen selbst bestehende enge innere Einheit. Wenn wir aber doch alle obengenannten Bestandteile der Blume verbinden werden, so haben wir denn keine Blume. Darum forderte die frühe Philosophie der Natur Betrachtung zurück auf und stellte die über Reflexion (Hegel meint die Naturphilosophie von Schelling und seinen Gefolgsleuten, Redaktion). Das war aber eine Abweichung von dem rechten Weg, weil man ausgehend von der Betrachtung nicht philosophieren kann; b) Betrachtendes ist auch so zu denken, wir haben die obengenannten vereinzelten Stücke durch den Gedanken zurück zu der einfachen Allgemeinheit zu führen. Diese denkbare Einheit ist ein Begriff, der bestimmte Unterschiede hat, der hat diese aber als gewisse in sich selbst bewegliche Einheit. Die philosophische Universalität verhält sich zu bestimmten Inhalten nicht indifferent, sie stellt sich selbst dar, die die Universalität anfüllt, die in seinem diamantenen Identitätsnetz einen Unterschied gleichzeitig enthält.
Wahrlich Unendliches ist eine Einheit von sich selbst und Endlichem und solche Einheit ist auch eine Kategorie, die der Philosophie zugrunde liegt…“.[11]
Das ist zweifellos, man konnte aus heutiger Sicht auch Hegel upgraden. Wozu aber? Wer bisher nichts verstanden hat, dem nichts schon hilft.
2. Verneinung der Philosophie als Quelle des unrichtigen und unnützen Wissens.
Der erste, der keinen Praxisbezug der Philosophie fand, ist der Vater des heute brandenden philosophischen Kretinismus E. Husserl. Als er geriet oder, wie seine Schüler auf der Grundlage seiner „Methode der intentionalen Analyse und insbesondere Aufdeckung von intentionalen Implikationen“ und seiner Idee der „Lebenswelt als Sphäre von subjektiven Phänomenen“ später festgestellt haben, „in die Welt verworfen wurde“ und sich selbst in der Schraube der Neuzeit (die einerseits die Philosophie verlästerte und andererseits die Wissenschaft erhob) als „Dasein in der Welt“ existentionierte, sorgte er dafür, die Philosophie zur Wissenschaft zu erheben. Wir lesen in den ersten Zeilen seines Werks „Philosophie als strenge Wissenschaft“ folgendes:
„Ab ihrer Entstehung trat die Philosophie mit dem Anspruch auf, eine strenge und dabei solche Wissenschaft zu sein, die die höchsten theoretischen Bedürfnisse abdecken und in ethischer und religiöser Hinsicht das durch die reinen Normen der Vernunft lenkende Leben ermöglichen würde. Dieser Anspruch trat bald mit mehr, bald mit weniger Energie auf, verschwand aber nie. Er verschwand sogar nicht in den Zeiten, wenn die Interessen und Fähigkeiten zu einer reinen Theorie zu verschwinden drohten, oder wenn religiöse Kraft die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung beschränke.
Die Philosophie konnte in keiner Epoche ihrer Entwicklung den Anspruch, eine strenge Wissenschaft zu sein, befriedigen. So ist die Sache auch mit der letzten Epoche beschaffen, die von der Renaissance bis zur Zeit dauert, indem sie bei aller Vielfalt und Gegensätzlichkeit philosophischer Richtungen einen in seinen wesentlichen Merkmalen einheitlichen Entwicklungsgang aufbewahrt“.[12]
Weiter folgt eine Ode der Psychologie und Phänomenologie, deren Symbiose nach Ansicht von Husserl die Philosophie zur Wissenschaft zu führen hat. Am Ende schlussfolgert er:
„Unsere Zeit will nur an „Realitäten“ glauben. Und da ist die Wissenschaft ihre haltbarste Realität; und die philosophische Wissenschaft ist also es, was unsere Zeit am meisten braucht. Wenn wir aber an dieses große Ziel appellieren, indem wir den Sinn unserer Zeit deuten, so müssen wir uns selbst auch es deutlich sagen, dass wir das nur durch einen Weg erreichen können, indem wir zusammen mit dem das Wesen der echten philosophischen Wissenschaft ausmachenden Radikalismus nichts zuvor Gegebenes annehmen, keine Tradition Auftakt bilden und keinen auch nur größten Namen uns blenden lassen, aber umgekehrt streben, in der freien Forschung der Probleme selbst und in der freien Forschung der davon ausgehenden Forderungen wahrhafte Anfänge zu finden. Natürlich brauchen wir auch die Geschichte. Es ist begreiflicherweise nicht dafür, um sich wie ein Historiker in die Entwicklungszusammenhänge zu vertiefen, in denen die großen Philosophien gewachsen sind, aber dafür, um denen selbst die Möglichkeit zu geben, laut ihres besonderen geistigen Inhalts auf uns zu wirken. Und in Wirklichkeit strömt das philosophische Leben mit der ganzen Fülle und Kraft von belebenden Motivationen uns entgegen aus diesen historischen Philosophien aus, wenn wir nur darin anschauungsweise eindringen und in die Seele ihrer Worte und Theorien kommen können. Wir werden jedoch Philosophen nicht durch die Philosophien. Nur hoffnungslose Versuche kommen zur Welt aus dem Streben, bei Historischem zu bleiben, sich dabei nur in der historischen und kritischen Tätigkeit zu bewähren und in der eklektischen Verarbeitung oder in der anachronistischen Wiederbelebung die philosophische Wissenschaft zu erreichen. Der Impuls zur Forschung ist nicht aus der Philosophie, sondern aus Sachen und Problemen auszugehen. Die Philosophie ist denn in ihrem Wesen eine Wissenschaft über wahre Anfänge, über Quellen, über ριζώματα πάντων (über die Wurzeln von allem, so sagten die alten Griechen, - V. K.)“.[13]
Voreingenommenes und inkohärentes Denken liegt auf der Hand. Es ist unbekannt, worauf die Behauptung von Husserl basiert, dass die Philosophie ab ihrer Entstehung mit dem Anspruch auftrat, eine strenge Wissenschaft zu sein. Ein unbeschriebenes Blatt, auf dem die Wissenschaft die Philosophie visiert, zieht den geistigen Inhalt der großen Philosophien der Vergangenheit ein und die von ihm malträtierende Philosophie erweist sich als Wissenschaft über wahre Anfänge, über Quellen, über die Wurzeln von allem, das heißt es, wofür er auch ein Theater gemacht hat. Dennoch ist nicht das hier am wichtigsten. Das Wichtigste ist hier: Egal, wie man die Philosophie von Husserl malt, sie könnte weltbeschaulich oder wissenschaftlich sein, ist aber von ihm von vornherein dem Untergang geweiht. Er braucht ein Gespräch über die Philosophie, um zu Anhaltspunkten, zu wahren Anfängen, zu Quellen, zu den Wurzeln von allem zu kommen und die Ankunft des Messias des Wissens wie Phänomenologie bekanntzugeben, indem er mit den Schwierigkeiten der Philosophie spekuliert. Nicht zufällig endet er sein Werk mit den Worten:
„ In Anbetracht dessen, dass die meisten Arbeiten in den einflussreichsten und zwar mathematisch-physikalischen Wissenschaften der Neuzeit gemäß indirekten Methoden geleistet werden, sind wir zu geneigt, indirekte Methoden zu überschätzen und die Bedeutung direkter Erkenntnisse abzuschätzen. Aber seinem innersten Wesen nach ist die Philosophie in ihrer wissenschaftlichen Arbeit gezwungen, sich in der Atmosphäre einer direkten Intuition zu bewegen, weil sie auf letzte Anfänge gerichtet wird, und die Anerkennung, dass das unendliche Feld der Arbeit und solche Wissenschaft, die fähig ist, eine Masse der genauesten und für jede weitere Philosophie eine entscheidende Bedeutung habenden Erkenntnisse ohne verschiedene indirekt symbolisierende und mathematisierende Methoden ohne Apparat der Schlussfolgerungen und Beweise zu bekommen, bei der philosophischen Intuition im wahrsten Sinne des Wortes, bei der phänomenologischen Erkenntnis des Wesens eröffnet werden, ist der größte Schritt, den unsere Zeit zu machen ist“.[14]
Zwei Jahre später erscheint das neue Werk von Husserl „Ideen von reiner Phänomenologie und phänomenologischer Philosophie. Buch 1“, in dem er mit Pauken und Trompeten das Ende der Philosophie und die Feier der Phänomenologie annonciert, indem er über das weitere Gespräch im Buch 2 und 3 benachrichtigt:
„Das dritte letzte Buch ist der Idee der Philosophie gewidmet. Es wird das Ermessen erweckt werden, dass die echte Philosophie, deren Idee darin ist, die Idee des absoluten Wissens durchzuführen, in der reinen Phänomenologie wurzelt, und das ist dabei in dem so ernsten und strengen Sinne, dass die systematisch-strenge Begründung und Ausarbeitung dieser ersten aller Philosophien eine unbedingte vorläufige Bedingung jeder Metaphysik und jeglicher Philosophie ist, „die als Wissenschaft auftreten wird““.[15]
Husserl ließ leider weder das zweite noch das dritte Buch veröffentlichen. Es ist ersichtlich, etwas berührte ihn unangenehm, es war ja so stark, dass er das Buch 2 zum Beispiel aus der Buchdruckerpresse zweimal entfernen ließ. Nach dem Tod von Husserl begann das von ihm gelassene Schaffen dafür von seinen Umstehenden, aus denen auch Heidegger wuchs, ohne jede Besinnung gepredigt zu werden. Wir haben es im Ergebnis, was wir haben, das ist die Philosophie im Sarg. Die einen brachten die Philosophie ins Grab, indem sie die Unwissenheit von Husserl zur Welt brachten, die anderen machten es, indem sie Unwissenheit zur Welt brachten und diejenigen kritisierten, die die Unwissenheit von Husserl zur Welt brachten. Die ersten litten an Mangel an Existentialismus, die zweiten an Fülle von Positivismus. Unter den Letzteren spielte Carnap eine bedeutsame Rolle. Sein Manifest für Positivismus lautet:
„Von griechischen Skeptikern bis Empiriker des 19. Jahrhunderts gab es viele Gegner der Metaphysik (Philosophie – V. K.). Die Art vorgebrachter Zweifel war sehr verschieden. Einige erklärten die Lehre der Metaphysik für falsch, weil sie der erfahrenen Erkenntnis widersprach. Andere betrachteten sie als etwas Zweifelhaftes, weil ihre Fragestellungen die Grenzen der menschlichen Erkenntnis überschritten. Viele Antimetaphysiker betonten die Fruchtlosigkeit der Beschäftigungen mit metaphysischen Fragen; ob man sie beantworten kann oder nein, lohnt es sich jedenfalls nicht, sich um sie abzugrämen; man sollte in den praktischen Aufgaben aufgehen, die handelnden Menschen täglich gestellt werden.
Dank der Entwicklung der modernen Logik wurde es möglich, auf die Frage über Gesetzlichkeit und Recht der Metaphysik eine neue und ergreifendere Antwort zu geben. Die Forschungen der „angewandten Logik“ oder „Erkenntnistheorie“, die sich die Aufgabe stellten, durch die logische Analyse des Inhalts der wissenschaftlichen Sätze die Bedeutung der in den Sätzen vorkommenden Wörter („Begriffe“) aufzuklären, führen zu einem positiven und negativen Ergebnis. Das positive Ergebnis wird im Bereich der empirischen Wissenschaft erarbeitet; es werden in verschiedenen Bereichen der Wissenschaft einzelne Begriffe aufgeklärt, es wird ihre formal-logische und erkenntnistheoretische Verbindung aufgedeckt. Im Bereich Metaphysik (einschließlich der ganzen Axiologie und Lehre von den Normen) führt die logische Analyse zu einem negativen Schluss, der darin besteht, dass die vermeintlichen Sätze dieses Bereichs völlig sinnlos sind. Damit wird eine radikale Überwindung der Metaphysik erreicht, die von früheren antimetaphysischen Standpunkten noch unmöglich war…
Wir behaupten, dass die vermeintlichen Sätze der Metaphysik durch die logische Analyse der Sprache als Pseudosätze entlarvt werden…
Nun untersuchen wir einige Beispiele der metaphysischen Pseudosätze, in denen man besonders deutlich sehen kann, dass logische Syntax gestört ist, obwohl historisch-grammatische Syntax erhalten bleibt. Wir wählten aus einer metaphysischen Lehre, die zur Zeit in Deutschland einen starken Einfluss hat, einige Sätze aus. (In der Anmerkung erklärt Carnap: „Die nächste Zitat unten (die Kursivschrift ist im Original) ist entnommen: Heidegger М. WasistMetaphysik? 1929. Wir könnten die entsprechenden Zitate irgendwelcher anderen zahlreichen Metaphysiker der Gegenwart oder Vergangenheit anbringen; die unten anbringende Zitat illustriert unsere Auffassung jedoch am deutlichsten“ – V. K.)…
„Nur Seiendes und noch Nichts sind der Forschung zu unterliegen; das Seiende ist allein und weiter ist Nichts; das Seiende ist das einzige und darüber ist Nichts. Wie verhält es sich mit diesem Nichts? –Gibt es Nichts, weil es nur Nein und zwar eine Negation gibt? Oder umgekehrt? Gibt es eine Negation und Nein, weil es nur Nichts gibt? – Wir behaupten: Nichts ist ursprünglicher als Nein und Negation. Wo suchen wir Nichts? Wie finden wir Nichts? – Wir kennen Nichts. – Angst deckt Nichts auf. – Wovor und warum wir Angst hatten, war Nichts „eigentlich“. In Wirklichkeit: Nichts selbst – war hier - als solches. - Wie verhält es sich mit diesem Nichts? – Nichts macht sich selbst nichts“…
Alle Beispiele der metaphysischen Sätze, die wir analysierten, sind nur einem Artikel entnommen. Die Ergebnisse verbreiten sich jedoch in Analogie und teilweise buchstäblich auch über andere metaphysische Systeme. Für den Satz von Hegel, den der Autor des Artikels zitiert („Reines Dasein und reines Nichts ist dementsprechend ein und dasselbe“), ist unsere Schlussfolgerung durchaus richtig. Die Metaphysik von Hegel hat aus der Sicht der Logik denselben Charakter, den wir in der modernen Metaphysik entdeckt haben. Das gilt auch für andere metaphysische Systeme, obwohl das Verfahren des Wortgebrauchs darin und darum auch die Art logischer Fehler von dem von uns betrachteten Beispiel mehr oder weniger abweicht.
Man kann hier mehr keine weiteren Beispiele für die Analyse einzelner metaphysischer Sätze anführen. Sie würden nur auf die Vielfalt von Fehlerarten hinweisen…
Nachdem wir festgestellt haben, dass viele metaphysische Sätze sinnlos sind, taucht die Frage auf: Gibt es in Metaphysik solche sinnvolle Sätze, die bleiben werden, nachdem wir alle sinnlosen ausgeschlossen haben?
Man kann auf der Grundlage unserer früheren Schlussfolgerungen zu der Vorstellung kommen, dass Metaphysik viele Gefahren enthält, in Sinnlosigkeit zu fallen, und der Metaphysiker hat sie in seiner Tätigkeit sorgfältig zu vermeiden. Aber in Wirklichkeit steht die Sache so, dass keine sinnvollen metaphysischen Sätze überhaupt sein können. Das folgt aus der Aufgabe, die Metaphysik sich selbst gestellt hat: Sie will Wissen finden und vorstellen, das für die empirische Wissenschaft unzugänglich ist…
Die logische Analyse fällt über jedes Scheinwissen, das beansprucht, sich über die Erfahrung hinaus auszubreiten, ein Sinnlosigkeitsurteil. Dieses Urteil gehört zu jeder spekulativen Metaphysik, zu jedem Scheinwissen aus reinem Denken und reiner Intuition, die sich wünschen, ohne Erfahrung auskommen zu können. Das Urteil gehört auch zu der Art der Metaphysik, die sich ausgehend von ihrer Erfahrung wünscht, das außer oder hinter der Erfahrung Liegende mittels eines besonderen Schlüssels zu erkennen (zum Beispiel zur These von Neovitalismus über die in organischen Prozessen aktive „Entelechie“, die physisch unerkennbar ist; zur Frage über „das Wesen der Kausalität“, die die Grenzen einer bestimmten Gesetzmäßigkeit des Folgens überschreitet; zu den Reden über eine „Sache-In-Sich-Selbst“). Das Urteil gilt für die ganze Philosophie der Werte und Normen, für jede Ethik oder Ästhetik als normatives Fach“.[16]
Ich bemerke, ohne die sorgfältige Analyse dieser kasuistischen Pathetik hier zur Schau zu tragen: Man kann aus den Äußerungen von jedem um so mehr wortreichen Menschen einschließlich Carnap unverdauliche Vinaigrette fabrizieren. Das ist billig wie Brombeeren, Glas zu brechen und dann die Scherben für einen Müllhaufen auszugeben. Ja, der Stil von Heidegger lässt zu wünschen übrig. Aber man kann und muss ihn zumindest schon verstehen, weil das negative Ergebnis auch ein Ergebnis ist. Noch die Vorgänger von Carnap aus dem zweiten Positivismus vertreten durch Avenarius und Mach redeten übrigens darüber, indem sie von „reiner Erfahrung“ und „Denkökonomie“ sprachen. Carnap ist desweiteren beim Zitieren salopp, was ihm auch ermöglicht, seine Schlussfolgerungen, die aus den Scherben von Heidegger bereitet sind, auf Hegel zu extrapolieren.
Es ist schwer zu sagen, ob jemand von ihnen Hegel las, aber vor der Geburt der von Heidegger angegebenen These begründete er sie:
«А. DASEIN
Dasein, reines Dasein sind ohne allerlei weitere Definition. In seiner unbestimmten Unbefangenheit ist es nur sich selbst gleich sowie gegen anderes nicht ungleich, hat weder in seinem Inneren noch gegen Äußeres keinen Unterschied. Wenn das Dasein irgendwelche erkennbare Definition oder Inhalt hätte oder dadurch als Abweichendes von einem anderen gelegt würde, so würde es seine Reinheit nicht erhalten. Das Dasein ist reine Unsicherheit und Leere. – Es gibt darin nichts anzuschauen, wenn die Rede hier um Anschauung gehen kann, anders gesagt ist es nur diese reine, leere Anschauung selbst. Es hat auch nichts, woran man denken könnte, anders gesagt ist es desgleichen nur dieses leere Denken. Dasein, unbestimmte Unbefangenheit ist in Wirklichkeit Nichts und nicht mehr und nicht weniger als Nichts.
В. NICHTS
Nichts, reines Nichts; es ist einfache Gleichheit mit sich selbst, vollkommene Leere, Fehlen von Definitionen und Inhalt; Unsichtbarkeit in sich selbst. – Inwieweit man hier von Anschauung oder Denken sprechen kann, muss man sagen, dass es als nicht gleichgültig gilt, ob wir anschauen oder an etwas oder an nichts denken. Die Äußerung „nichts anschauen oder an nichts denken“ bedeutet also etwas. Wir unterscheiden zwischen etwas und nichts; nichts gibt es (existiert) also in unserer Anschauung oder in unserem Denken; oder genauer gesagt ist es selbst leere Anschauung und Denken; und es ist dieselbe leere Anschauung oder Denken, was auch reines Dasein ist. – Nichts ist demnach dieselbe Definition oder genauer gesagt dasselbe Fehlen von Definitionen und halt überhaupt dasselbe, was auch reines Dasein ist“.[17]
Es ist Carnap offensichtlich unbequem, Hegel der Verletzung der Logik direkt überzuführen. Aber er hatte Frechheit, ihn hinterrücks dazu noch schmierig anzuschwärzen. Ernste Menschen handeln nicht so, gute Arbeiten werden nicht so geleistet.
3. Philosophie hat keinen Gegenstand der Erkenntnis.
Die Widerlegung dieser Bestimmung folgt aus dem Vorgenannten. Es liegt hoffentlich kein Bedürfnis hierfür vor, das Vorgekaute zu kauen. Es ist wichtiger, die Frage zu beantworten: „Gab es überhaupt einen Jungen?“.
Es gab, gibt und wird ihn natürlich zweifellos geben. Der Gegenstand der Erkenntnis der Philosophie ist die ganze Welt. Die Philosophie hatte, hat und wird den immer im Blick haben. In der Vergangenheit war es synkretistisch, in der Gegenwart ist es differenziert. Wenn die Philosophie nicht alle Glocken läutet, bedeutet das nicht, dass sie ihren Faden verloren hat. Die Teilung des Gegenstands der Erkenntnis der Philosophie in die Bestandteile vermehrt sich einfach heute zum Unterschied zum Beispiel von vor unserer Zeitrechnung sowie wird die Sichtbarkeit der Verbindung dazwischen dünner. Darunter ist es auch im Ergebnis ihrer Vermittlung (der Verbindung) durch die Wissenschaft. Es ist eine andere Sache, dass die Philosophie zu jedem geschichtlichen Zeitpunkt der Entwicklung der Menschheit auf akute Fragen der Gegenwart besonders aufmerksam macht, das sind sowohl neue Fragen, die infolge der weiteren Differenzierung des Gegenstands der Erkenntnis akut wurden, als auch alte Fragen, wenn sie in der Gegenwart von Bedeutung sind.
Davon, dass man ohne gedankliche philosophische Verarbeitung der Errungenschaften der Menschheit in anderen Wissensgebieten nicht auskommen kann, zeugen Physiker. Das ist zum Beispiel Einstein:
„In unserer Zeit muss sich ein Physiker mit philosophischen Problemen viel mehr beschäftigen, als die Physiker früherer Generationen das tun mussten. Dazu werden die Physiker durch die Schwierigkeiten ihrer eigenen Wissenschaft gezwungen“.[18]
„Die Wissenschaft ohne Erkenntnistheorie (inwiefern das überhaupt denkbar ist) wird primitiv und verwirrt“.[19]
„Ihr Buch interessierte mich sehr. Es war für mich noch eine Bestätigung der Tatsache, dass philosophische Ansichten zur Zeit auf physische Ansichten einen großen Einfluss ausüben“.[20]
Oder da ist Born:
„Physik, die von metaphysischen Hypothesen frei ist, ist unmöglich“.[21]
„In den kleinsten wie auch größten Systemen, in Atomen wie auch in Sternen begegnen wir Erscheinungen, die an bekannte Erscheinungen durch nichts erinnern und nur mit Hilfe von abstrakten Konzepten beschrieben werden können. Es misslingt hier, die Frage über die Existenz der objektiven, von einem Beobachter unabhängigen Welt durch irgendwelche Macheleien zu vermeiden…“[22]
Das alles ist aber für einen philosophierenden Nihilisten fehl am Platz. Die Trauerzeremonie dauert unterdessen. Um den Sarg herum sind indifferente schwarz gekleidete Leute, nur die Autoren spektakulärer Fantasies. Darunter zeichneten sich die Vertreter von England und den USA in Gelehrtenmänteln und Quadratkäppchen mit Quasten aus. Es gab auf den Gesichtern der Umstehenden sogar keinen Schatten der Bitterkeit des Verlustes. Statt Kummers und Trauer ist eine verborgene Freude, die durch das kaum zurückhaltende Lächeln wegen Kräfteverfalls in quälender Erwartung nicht so sehr der Beendigung des Begräbnisses, sondern des Abschlusses des Begonnenen verraten wird. Sie begruben die Philosophie für sich selbst schön längst. Nun brauchen sie es, andere von ihrem Ende zu überzeugen.
Die Redner sind wortkarg. Was können sie aber auch sagen? Alles, was sie sagen wollen hatten, sagten sie schon. Und hier: Über einen Toten entweder gut oder nichts. Daher ist auch eine klingende Stille, die von Zeit zu Zeit durch gedämpfte Interjektionen wie „Gott sei Dank!“, „endlich“, „es ist schon Zeit“ gebrochen wird…
Rorty beruhigt die in einiger Entfernung stehenden empfindlichsten Zuschauer:
„Was auch kommen möge, gibt es jedoch keine Gefahr darin, dass die Philosophie „zum Ende gekommen ist“.[23]
Bemerkenswert ist es, dass Trauerkränze und Delegationen aus den Ländern von Asien, dem Nahen Osten und Russland fehlen.
Ich weiß nicht, wie es in den Ländern von Asien und dem Nahen Osten ist, aber in Russland ergab Apperzeption keine Ähnlichkeiten der Philosophie überhaupt der beerdigenden Philosophie im Einzelnen. Russland zeugt eindeutig von der Glückseligkeit der Philosophie. Sie ist bei uns auch dem schädlichen Einfluss der Totengräber der Philosophie unbestritten unterworfen, ist aber lebendig.
Die Philosophie, die durch den dialektischen und historischen Materialismus gewürzt wurde, liegt der heutigen russischen Philosophie völlig fern. Mit dem Zerfall der Sowjetunion begann die Weisheitsliebe in Russland schwach zu werden. Nachdem die Philosophie in Russland die marxistisch-leninistische Unterlage verloren und die proletarische Parteizugehörigkeit durch bürgerliche ersetzt hatte, wurde sie wieder religiös, romantisch, künstlerisch. Das Dasein machte Platz für Vita. Wieder sind Geschichten aus der Bibel, romantische Szenen, künstlerische Bilder, ihre handelnden Personen und Schöpfer allgemein gebräuchlich. Es entmutigt, dass die Eigenschaft der Eigenart der russischen Philosophie, der Philosophie der russischen Welt im Ganzen dieser Reduktion vermittelt wird. Das durch den Letnij sad Verlag herausgegebene Buch von Warawa „Geheimnisvoller Gott der Philosophie“ wirft auf den beklagenswerten Sachstand in der vaterländischen Philosophie ein bezeichnendes Licht, er sucht in diesem Buch die Eigenart der russischen Philosophie, indem er die Tradition der inländischen Philosophen aufgreift, und findet diese wie auch sie in Gottgläubigkeit, Moral und literarischem Zentrismus. Da ist nur ein Teil seiner Stilblüten:
„Die ungelöste Frage über das Wesen der russischen Philosophie ist auch ein Wesen der russischen Philosophie“.[24]
„Man kann sagen, gerade Philosophieren aber keine Philosophie als eine bestimmte Form der theoretischen Erkenntnis ist in Russland ein dominierender Faktor, diese Form ist ausschließlich der westeuropäischen philosophischen Kultur eigen“.[25]
„…Es ist schon bewiesen und gezeigt, dass Dostojewskij ein nationaler Philosoph der Weltklasse ist“.[26]
„…Die russische Philosophie ist bis jede Religion religiös und bis jede Ethik moralisch; sie ist definitionsgemäß religiös und moralisch, weil das Philosophie, einfach Philosophie, Philosophie als solche ist“.[27]
Die inländische philosophische Elite verhielt sich zu dem von Warawa Gesagten im Ganzen positiv. Kritiker waren im Einzelnen verschieden. Jewlampijew und Kolytschew spiegelten in der Zeitschrift Woprossy filossofii Inhalt und Richtung der Diskussion am völligsten wider:
„Das der russischen Philosophie gerade ständig eigene Streben, die wahre Lehre von Jesus wiederherzustellen (was schon in den „Philosophischen Briefen“ von P. Ja. Tschaadajew deutlich vorhanden ist), macht ihre Definition als religiöse Philosophie durchaus begründet. Wir können der Kritik dieser Definition im Buch von W. W. Warawa nicht beistimmen. Er interpretiert sie im Sinne, dass russische Philosophen der Begründung der „offiziellen“ Gläubigkeit und zwar dem traditionellen orthodoxen Christentum die Philosophie unterordneten, was zur Entstellung des Wesens der Philosophie führte. Mit der Begründung solcher Interpretation beruft sich der Autor des Buches auf die Werke von N. Poltorazkij und N. Sernow (sieh Seiten 196 bis 197), aber unserer Ansicht nach ist es unmöglich, sie zur Zeit als echte Intentionen der russischen Philosophen ein wenig adäquat spiegelnd anzuerkennen. Man kann in Wirklichkeit nur bei einigen und bei weitem nicht bedeutendsten Vertretern des russischen Denkens die Anhänglichkeit an die „offizielle“ Gläubigkeit finden, die Hauptlinie der Entwicklung des Denkens ist denn gerade mit der von W. W. Warawa schützenden Auffassung des Christentums (der wahren Lehre von Jesus Christus) als „Philosophie“, existenzieller Akt verbunden, der das Geheimnis und die Unbegreiflichkeit des menschlichen Wesens aufdeckt. Man muss nur daran erinnern, dass russische Denker unter Bedingungen der strengen kirchlichen Zensur und des Drucks des konservativen gesellschaftlichen Umfelds leben und arbeiten mussten, weshalb wenige von ihnen sich für die direkte Konfrontation zu der „offiziellen“ Gläubigkeit entschieden; ebendeshalb sehen wir in ihren Werken das tragische Schwanken zwischen „Ketzerei“ und „Kanon“ sehr oft. W. W. Warawa weist zu Recht darauf hin, dass das Wichtigste in der russischen philosophischen Tradition mit den ungewöhnlichen Denkern wie F. Dostojewskij, L. Tolstoi, N. Fjodorow, A. Platonow verbunden ist, die nicht in den Rahmen der strengen rationalistischen Philosophie passen und der „offiziellen“ Gläubigkeit ganz augenscheinlich gegenüberstanden. Der Zusammenschluss dieser Denker zu einer besonderen Tradition der „moralischen (literarischen) Philosophie“ und um so mehr ihre scharfe Opposition zu den Vertretern der „religiösen Philosophie“ (und zwar zu allen bekanntesten russischen Philosophen), wie es im Buch (sieh Seiten 192 bis 194) gemacht ist, scheint uns jedoch nicht richtig und helfend zu sein, den Sinn und die Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der russischen Philosophie im Ganzen zu verstehen.
Kommen wir aber auf die Hauptthese des Buchs von W. W. Warawa wie eine Definition der Philosophie als primärer existenzieller Akt zurück, in dem der Mensch sich selbst konstituiert und schafft und seine Lage im Dasein begreift. Bei solcher Auffassung trifft die Philosophie als fester und wichtigster Bestandteil der Lebenserfahrung jedes Menschen auf, (es ist nicht wichtig, ob er das bekennt oder nein), wir haben außerdem in diesem Fall die Philosophie als Grundlage aller Formen von Kultur und Kreativität zu akzeptieren, insofern der angegebene existenzielle Akt als Grundlage des Wesens des Menschen auch alle Formen seiner kreativen Tätigkeit begründet. Darum wurde auch der für das letzte halbe Jahrhundert charakteristische Untergang der Philosophie in vieler Hinsicht sowohl Zeichen als auch Grund für die sich immer mehr ausbreitende Kulturkrise und eigentlich das Verschwinden der Kultur in ihrer gehaltvollen geistigen Form, die im Laufe vieler Jahrhunderte existiert hat. Der Mensch verliert wegen des Verfalls der Philosophie sein Wesen, seine Tiefe, wird „eindimensional“, oberflächlich und sein Wissen, seine Kunst und sein Glaube werden ebenso sehr oberflächlich, der wahren kreativen und seinsmäßigen Tiefe beraubt.
Wie es sich auch einem richtigen russischen Denker gehört, glaubt W. W. Warawa aber nichtsdestoweniger daran, dass Wiedergeburt und Verklärung immer möglich sind, indem er den Grund des Fallens von modernem Menschen und moderner Kultur feststellt“.[28]
Das ist der ganze Fragenkreis der vaterländischen Philosophie, das ist die ganze Gedankentiefe der inländischen Philosophen. Jetzt ist der Ofen aus! Die Kenner wie Swassjan, die bei der ausländischen Praxis durch das Phallos-Jonglieren Erfahrungen gesammelt haben, können mit mir übrigens nicht einverstanden sein…
Die Beerdigung kam einstweilen zum Ende. Die letzte Handvoll Boden ist ins Grab geworfen.
Es ist dem Westen also nicht fremd, die Philosophie zu beerdigen. Anfang des 6. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung ließ der byzantinische Imperator Justinian alle philosophischen Schulen einschließlich der Akademie von Platon in Athen schließen, indem er sich wünschte, Weisheitsliebe mit Stumpf und Stiel auszurotten und religiöse Dogmen als unbestreitbare Wahrheiten zu festigen. Von da an drehte sich die von Mystizismus und Scholastik bewegte Entwicklung des Westens beinahe tausend Jahre auf der Stelle. Jeder, der außerhalb der Bibel dachte, wurde körperlich vernichtet, erwünscht in der Öffentlichkeit ertränkt, erhängt, verbrannt usw., dass anderen das nicht wieder vorkam. Nur durch die Jahrhunderte entdeckte der Westen für sich selbst die Philosophie wieder, indem er die Werke arabischer Philosophen studierte.
Wer weiß, die heutige Übersiedlung der Völker des Ostens in den Westen ist vielleicht ein Vorläufer der Erneuerung der Philosophie des Westens, die weder dem Untergang einer traditionellen Familie durch gleichgeschlechtliche Ehen, der Schändung der Kunst durch Ausstellungen von Klosettbecken voller Dreck, noch der Zerlegung der westlichen Zivilisation gegenüberstehen konnte. Es ist damals beiläufig auch nicht ohne Syrien zugegangen…
Eins ist klar: Die mit den Werken von Husserl, Heidegger, Wittgenstein, Dewey, Carnap, Sartre, Jaspers, Rorty und ihren Anhängern geheiligte Philosophie ist tot. Die Unvermeidlichkeit ist unerbittlich. Mag aber die Rolle der Verstorbenen im Westen noch so groß sein, setzt ihr Tod der westlichen Philosophie überhaupt und vollends der Philosophie im Ganzen kein Ende, die Garantie dafür ist die lebende Philosophie in Russland, in den Ländern von dem Nahen Osten und Asien. Je schneller das im Westen begriffen werden wird, desto schneller wird die westliche Philosophie mit gesunden Ideen sowohl von eigenen Weisen, als auch von den Weisen anderer Weltregionen gefüllt.
Wenn ein Schwarm der Gedanken das Bewusstsein drängt,
der Kopf voll Denken ist,
wenn sich der Verstand auf die Erkenntnis konzentriert,
lebt Philosophie halt!
[2] Ebenda, S. 11, 191-192
[3] Stirner М. Der Einzige und sein Eigentum. Osnowa Verlag, Charkow, 1994, S. 196
[4] Rorty R. Philosophie und Spiegel der Natur. Verlag der Universität Nowosibirsk, Nowosibirsk, 1997, S. 5, 9
[5] Descartes R.. Grundlehren der Philosophie. Ausgewählte Werke. М., 1950, S. 421
[6] Hegel H. Enzyklopädie philosophischer Wissenschaften. B. 1. Naturphilosophie. Mysl Verlag 1974, S. 80
[7] Hegel H. Werke. 1932. B.9, S.4
[8] Swassjan К.А. Über das Ende der Geschichte der Philosophie. In: Westnik Rossijskogo Filossofskogo Obschtschestwa, 4 (36), 2005, S. 33
[9] Jaspers К. Einführung in die Philosophie. Aus dem Deutschen übersetzt. Herausgegeben von А. А. Michailow. Propilei, Minsk, 2000 (Scholie), S.10
[10] Hegel H. Enzyklopädie philosophischer Wissenschaften. B.1. Wissenschaft der Logik. Mysl Verlag, 1974. S.98
[11] Hegel H. Enzyklopädie philosophischer Wissenschaften. B. 2. Naturphilosophie. Mysl Verlag, 1975, S. 21-22
[12] Husserl E. Ausgewählte Arbeiten. Herausgeber W. А. Kurennoj. Territorija buduschtschego Verlagshaus, М., 2005. S.187
[13] Ebenda, S. 239
[14] Ebenda, S.240
[15] Ebenda, S.247
[16] Carnap R. Die Überwindung der Metaphysik durch die logische Analyse der Sprache. Übersetzt von А.W. Kesin und in der Zeitschrift „Westnik MGU“, Serie 7 „Philosophie“, Nr. 6, 1993, S. 11-26 zum ersten Mal veröffentlicht
[17] Hegel H. Wissenschaft der Logik. In 3 Bänden. B. 1. Mysl Verlag, М., 1970, S.139-140
[18] Einstein А. Werke. In 4 Bänden. Nauka Verlag, 1967. B. 4./ Bemerkungen über die Erkenntnistheorie von Russell. S.248
[19] Ebenda. / Bemerkungen zu Artikeln. S. 310
[20] Ebenda. / Der Brief an Herbert Samuel vom 13. Oktober 1950. S. 327
[21] Born М. Physik im Leben meiner Generation. Artikelsammlung. Inostrannaja literatura, М. 1963. S. 226
[22] Born М. Mein Leben und Ansichten. М., 1973 S. 125
[23] Rorty R. Philosophie und Spiegel der Natur. Verlag der Universität Nowosibirsk, Nowosibirsk, 1997, S.291
[24] Warawa W.W. Geheimnisvoller Gott der Philosophie. Letnij sad, М., 2013, S. 79
[25] Ebenda, S. 82
[26] Ebenda, S. 116-117
[27] Ebenda, S. 140
[28] Jewlampijew I.I., Kolytschew P.М. Rezension des Buches von Warawa W.W. Geheimnisvoller Gott der Philosophie. In: Woprossy filossofii, Nr. 10, 2014, S.183-184